Am Montagmorgen durfte ich sofort starten. Nelli (die Sprachtherapeutin, mit der ich bisher immer zusammengearbeitet habe) hat mir die Neuerungen gezeigt. Ich wurde sämtlichen neuen Mitarbeitern vorgestellt und ich bekam meine Dienstkleidung. Wir haben ein paar Kinder zu zweit gesehen und zwei Kinder habe ich bereits alleine behandelt. Dabei konnte ich auch gleich das mitgebrachte neue Therapiematerial einsetzen. Wir hatten auch schon eine erste Teamsitzung mit dem Psychologenteam. In casayohana arbeiten derzeit 3 Psychologen. Das ist enorm, wenn man bedenkt, dass es bei meinem letzten Einsatz (Juni 2021) noch gar keinen Psychologen im Projekt gab. Ich konnte einen guten Einblick in diesen Bereich der Arbeit bekommen und wir haben besprochen, wie wir die nächste Zeit zusammenarbeiten werden.

Mein erster (neuer) Eindruck von casayohana war überwältigend! Das Projekt ist förmlich „explodiert“. Es sind viele Bereiche dazu gekommen (von denen ich noch nicht mal alle gesehen habe), es gibt viel mehr Mitarbeiter und auch viel mehr Menschen, die casayohana erreicht. Aber das Schönste war für mich wirklich zu sehen, dass Bine Vogel es geschafft hat, casayohana zu einer großen Familie wachsen zu lassen. Die Eltern der Kinder sitzen gemütlich zusammen und unterhalten sich, teilen ihr mitgebrachtes Essen. Die eine Mama liebkost das Kind der anderen Mama oder muntert es auf, wenn es gerade nicht so guter Laune ist. Die Mitarbeiter begegnen sich freundlich und freuen sich, wenn sie sich z.B. nach dem Urlaub wieder sehen und dabei ist es egal, aus welchem Bereich die jeweiligen sind, ob Therapeut, Buchhalter, die Mitarbeiter aus der Hauswirtschaft, Deutscher oder Peruaner, die Lehrerinnen oder die Chefin. Hier wird ein nettes Wort gewechselt und dort eine liebevolle Geste ausgetauscht. Die verschiedenen Bereiche arbeiten Hand in Hand und helfen sich, wo sie können, teilen Material und Informationen. Ein schwer betroffenes Mädchen traf ich in der Küche, wo sie in ihrem Rollstuhl bei den Küchenarbeiten mit dabei war. Die Wiedersehensfreude war riesig! Sie ist aus ihrem Rollstuhl „aufgesprungen“, um mich zu umarmen. Ich kenne sie seit 2019 und die von euch, die unseren Blog seit dieser Zeit mitverfolgen, werden sie wahrscheinlich auch wieder erkennen.

Sie hatte am Montag Sprachtherapie und Physiotherapie. In den Zeiten zwischen den Therapien wurde sie liebevoll von mehreren Mitarbeitern betreut. Es war schön mitzuerleben, wie sie wie selbstverständlich beim ganz normalen Alltag teilhaben durfte. Es fühlte sich nach Familienleben an, indem einfach jeder seinen Platz hat und jeder willkommen ist. Wie besonders, vor allem wenn man weiß, aus welchen zerrütteten Familienverhältnissen viele der Kinder kommen. Das war wirklich besonders schön zu sehen. Noch vor 3 Jahren wurden die Kinder zu den einzelnen Therapien gebracht und danach sofort wieder abgeholt. Ich bin schwer beeindruckt wie dieses Werk Gottes gewachsen ist und wirklich ein Ort der Familie geworden ist. Ich freue mich, dass ich für 3 Wochen ein Teil dieser Familie sein darf.

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