Die jetzige Quarantäne ist Gott sei Dank nicht so streng als beim letzten Mal. So haben die Geschäfte bei uns im Dorf weiterhin alle geöffnet, welches eine enorme Erleichterung ist (sowohl für die Menschen, die verkaufen wollen, als auch die, die einkaufen wollen). Zwischen 20 Uhr und 4 Uhr morgens dürfen wir das Haus nicht verlassen. Sonntags gilt ebenso absolute Ausgangssperre.

Inzwischen betreuen wir mehrere Menschen mit Covid-19 in der Klinik. Die Situation ist nicht einfach wie ihr euch vorstellen könnt. Leider starben auch jüngere Patienten (43 Jahre alt), einige konnten Gott sei Dank auch gesund entlassen werden.

Bitte denkt und betet vor allem für Markus. Er ist in der Klinik gerade sehr gefragt. Er kennt sich vom gesamten Personal am besten mit den Beatmungsmaschinen aus. Er ist Chef des gesamten Pflegepersonals (Pflegedienstleitung) und nebenbei behandelt er noch Menschen osteopatisch. Mein Mann muss viele Entscheidungen bezüglich des Personals/Personalaufteilung fällen. Der Pflegenotstand ist nur mit Einfallsreichtum, Flexibilität und Spontanität irgendwie zu meistern. Gute Zusammenarbeit, Teamplaying, einfühlsam sein, Erfindungsreichtum, Verständnis zeigen, Einsatz fordern, um die Ecke denken, Möglichkeiten ausschöpfen, hoffen und beten … alles zur gleichen Zeit. Wir befinden uns in einer absoluten Ausnahmesituation. Auch von Zuhause arbeitet er viel, ständig klingelt das Telefon. Er beruhigt Krankenschwestern, schlichtet Streit, klärt Fronten, muss sich so manches Mal verzweifelte Äußerungen anhören, Entscheidungen rechtfertigen, gleichzeitig gibt er Tipps wie die Beatugsmaschine besser eingestellt werden kann, welche Parameter geändert werden müssen, damit der Patient bessere Überlebenschancen hat. Es kann passieren, dass Markus auf dem Heimweg angerufen wird und nach 9 Stunden Dienst umdreht, sich den Vollschutz überzieht, um einen weiteren Patienten zu helfen. Die Beatmungsmaschine muss optimal angepasst werden, jeder Patient ist anders, Universallösungen gibt es nicht. Öfter war er jetzt schon 12 Stunden in der Klinik um dort den Patienten zu helfen. Wir bestellen uns Pizza, beim ersten Bissen klingelt das Telefon. Er fragt nach Werten, gibt Vorschläge durch, Ideen der medikamentösen Unterstützung werden durchs Telefon kund getan, Markus vergleicht Werte und überlegt, woran es liegen könnte, dass der Patient nicht aufhört zu hyperventilieren, obwohl die Sauerstoffsättigung Dank der Maschine zufriedenstellend ist. Er legt auf, die Pizza ist kalt. Abends liest er in Fachliteratur, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Manchmal kommt er in der Früh in die Klinik und der umsorgte Mensch hat die Nacht nicht geschafft, der andere hat sich super stabilisiert. Das geht nahe. Wir empfehlen ihn unseren Gott an.
Auch den direkten Umgang mit den infizierten Menschen muss man psychisch verarbeiten. Wir haben hier gute Schutzkleidung, doch die Gefahr der Ansteckung steht immer im Raum.

Markus beim Einkleiden vor der Intensivstation

Weiterhin sind wir dankbar hier zu sein. Wir wollen all unsere Fähigkeiten, Wissen und Zeit zur Verfügung stellen.
Mein Mann ist stark und mutig, ich bewundere ihn sehr, er leistet umfassend geniale Arbeit.

Ich bitte euch um eure Gebete für ihn. Für Weisheit und Kraft und vor allem um Schutz.
Auch unsere gesamte Familie kann Unterstützung durch euer Gebet gebrauchen. Kraft für das Homeschooling (ein komplettes Schuljahr muss Zuhause bewältigt werden) und Möglichkeiten immer wieder Kraft zu schöpfen.

Vielen lieben Dank!

Familie Rottler in Peru