Gefühlt sehr schnell kam der Freitag, unser letzter Therapietag. Es war beeindruckend, welche Erfolge wir sehen konnten. Der Junge, der solche Angst vor Therapie hatte, kam mit leuchtenden Augen und verabschiedete sich fröhlich von uns.
Ein autistisches Kind, welches sehr untriebig war, wurde viel ruhiger. Er konnte deutlich mehr ins „Spüren“ kommen. Es war schön zu sehen, wie begeistert die Mutter war, als sie sah, wie ruhig ihr Sohn sein kann. Wir haben angefangen mit dem 7-jährigen am Tisch sitzend zu essen. Zum ersten Mal steckte er sich den Löffel in den Mund. Ein wichtiger Schritt zur Selbstständigkeit und zur Entlastung der Familie. Die Mutter und Geschwister wurden angeleitet, wie der Junge zuhause selbst essen lernen kann. Eine harte, aber lohnende, Arbeit steht ihnen noch bevor. Doch der erste Schritt ist getan.
Wir haben einige Kinder in die Linsenwanne gesetzt. Es war herrlich zu sehen, welche Möglichkeiten sich den Kleinen plötzlich auftaten. Eine völlig neue „Spürsituation“. Da sich die meisten Kinder nicht selbstständig bewegen können, bleiben ihnen viele Wahrnehmungseindrücke verwehrt. Ein gesundes Kind läuft z.B. barfuß über unebenen Boden und spielt im Dreck oder Sand. Solche fehlenden Fühlinformationen können den Kindern hiermit angeboten werden.
Überrascht hat uns ein Mädchen, die es schaffte, mit dem Schöpfer Linsen in eine Schale zu schütten. Sie war so begeistert, dass sie gar nicht aufhören konnte, für uns „Suppe“ zu kochen. Spielerisch trainiert sie auf diese Weise ihre Feinmotorik und ihren Bewegungsausmaß der Arme. Dies ist besonders wichtig, da sie mit Nelli lernt „nonverbal“ zu kommunizieren. (Anhand von Gesten lernt sie, sich auszudrücken.) Hier zeigte sie eine unglaubliche Begabung und hat sehr schnell das Prinzip der „nonverbalen Kommunikation“ verstanden. Jeden Tag konnte sie ihren Wortschatz erweitern und man sah ihr die Freude darüber deutlich an. In Deutschland könnte dieses Mädchen an Hand eines „Talkers“ lernen, mit ihrer Umwelt in ganzen Sätzen zu kommunizieren. Dieses Gerät ist allerdings sehr teuer. Eine deutlich günstigere Variante wäre eine App, welche man auf ein Tablet installieren würde. Allerdings ist auch ein Tablet zu teuer für die Familie. Falls jemand ein funktionstüchtiges altes Tablet hat, welches er für das Mädchen gerne hergeben möchte, kann sich bitte mit uns in Verbindung setzen (z.B. über unser Kontaktformular).
Ein schönes Abschiedsgeschenk waren die vielen Blickkontakte und das bezaubernde Lächeln von dem Jungen, der am Wochenanfang kaum die Augen öffnete. Sicher hat ihm auch geholfen, dass er jeden Tag einmal aus seiner dunklen Hütte heraus und mit dem Auto zu uns zur Therapie kam. Nelli arbeitete intensiv am Mundschluss. Dies bewirkt auch, dass er den Speichel besser im Mund behalten kann. Er begann in dieser Woche mehr zu lallen, was eine erste Form von Kommunikation darstellt. Wir haben ihm etwas Honig auf seinen Finger gestrichen. Schon bei seiner zweiten Erfahrung damit, steckte er selbstständig seine Finger in den Mund und fing an zu explorieren – ein großer Erfolg für diesen Jungen. Die Mutter war überglücklich, die Fortschritte ihres Sohnes zu sehen.
Es gab viele herzliche Abschiede und wir waren dankbar für alles, was wir im „CasaYohana“ erleben durften. Ich freue mich schon jetzt auf alle Kinder, die von Zeit zu Zeit ins Hospital Diospi Suyana zu einer Behandlung kommen werden.
Zum krönenden Abschluss gingen wir mit allen Mitarbeitern Mittagessen. Es gab Cuy (Meerschweinchen). Es schmeckte sehr lecker. Interessiert haben wir alle Körperteile inspiziert.
Am Samstag ging es nach einem herzlichen Abschied wieder zurück nach Curahuasi. Da ich dieses Mal die Reisetablette rechtzeitig eingenommen hatte, konnte ich die Fahrt auch mehr genießen. Übersät mit Flohstichen, aber überglücklich, wurden wir zuhause von unseren Lieben empfangen. Ich bin sehr dankbar, dass es mir möglich war diese Woche zu erleben.