Wir haben schlimme Nachrichten aus dem ganzen Land gehört. Viele Peruaner sind gestorben. Die Krankenhäuser waren schnell überfordert, es gab viel zu wenig Sauerstoff im ganzen Land. Menschen standen in Schlangen vor den Krankenhäusern und wurden nicht behandelt, viele starben auf den Straßen, ihre Leichen wurden teilweise nicht entsorgt. Viele Ärzte und Pflegepersonal haben sich angesteckt und sind gestorben. Es gab unzureichend Schutzkleidung und vor allem zu wenig Sauerstoff. Gott sei Dank blieben uns diese Bilder erspart. Wir konnten in unserem Krankenhaus vielen Menschen helfen und bis zum jetzigen Zeitpunkt alle Hilfesuchenden aus unserem Zuständigkeitsgebiet versorgen.

Schulungsunterlage, die zeigt, wie die Schutzausrüstung ausgezogen werden muss (Magge als Modell).

Diospi Suyana hat eine zweite Intensivstation eingerichtet, hat sein Personal geschult und die Versorgungssituation mit Sauerstoff um ein Vielfaches verbessert. Zusätzlich zu der zentralen Sauerstoffversorgung über die Wandanschlüsse, hat das Krankenhaus mobile Sauerstoffflaschen eingekauft, falls es zu technischen Problemen, wie zum Beispiel das Ausfallen der Pumpe, kommen sollte. In unserem Hospital wurde sich um ausreichend Schutzausrüstung gekümmert. Susi hat dafür 1000 rote Plastiküberschuhe genäht. Das Krankenhaus hat die Zeit genutzt, um sich bestmöglichst auf diese neue Krankheit vorzubereiten und das alles, obwohl die zugesagten staatlichen Förderungen niemals ausgezahlt wurden. Ein großes Problem ist jedoch das fehlende Personal. An staatlichen Krankenhäusern werden extrem hohe Gehälter versprochen. Dass es dafür aber wenig/keine Schutzkleidung gibt und die versprochenen Gehälter oft nur teilweise ausbezahlt werden, bleibt im Raum stehen.

Susi näht 1000 Überschuhe zum Schutz vor Covid-19.

In Peru wurde lange Zeit ausschließlich nur Corona behandelt. So blieben sämtliche andere Krankheiten unbehandelt und die Menschen fanden keine Hilfe. Im Hospital Diospi Suyana fanden die Menschen zum Beispiel den einzigen Urologen im Land, der arbeitet, sowie viele weitere Fachbereiche. Es kamen viele Menschen zu uns, die dringend schnelle Hilfe gebraucht hätten und diese von den jeweiligen Gesundheitszentren nicht bekamen. So behandelten wir zum Beispiel ein Mädchen, das nach Blitzschlag im zuständigen Krankenhaus abgelehnt wurde, da sie ja Corona haben könnte (Link zum Blogartikel vom 12.04.2020).

Diesem Mädchen wurde nach einem Blitzeinschlag die Behandlung in einem anderen Krankenhaus verwehrt.

Wir hatten ein Mädchen mit einer Blutererkrankung zur Behandlung, welches dringend in Lima in einer Spezialklinik vorstellig werden sollte, da ihre Werte völlig entgleist waren. Wir bekamen mit unseren Mitteln die Blutwerte nicht in den Griff und die Kleine hörte nicht auf zu bluten. Doch in Lima wurde sie abgelehnt. Der zuständige Arzt kam aufgrund der Pandemie gar nicht in die Klinik. So verhielt es sich auch in den anderen großen Städten. Die Ärzte arbeiteten von zuhause. Sie sahen die Patienten überhaupt nicht, sondern verordneten per Ferndiagnose Medikamente. Auch total entgleiste Diabetiker oder unbehandelter Bluthochdruck waren keine Einzelheit, da keine fachliche Hilfe zur Verfügung stand. Dies sind nur ganz vereinzelte Beispiele.

Bis zum heutigen Tag dürfen in ganz Peru nur „Notfälle“ und „Dringlichkeiten“ in Krankenhäusern behandelt werden (unser Krankenhaus erkennt sehr viele Erkrankungen als „dringend“ an). So warten zum Beispiel alle Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte seit über einem Jahr auf einen Operationstermin (… um nur ein Beispiel zu nennen).

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