Heute will ich euch mal einen anderen Einblick in unser Leben hier in Peru geben:

Zum Beispiel wollte ich, als wir frisch nach Curahuasi kamen „nur mal schnell“ Schlüssel nachmachen lassen. Ich fragte mich durch und tatsächlich ist dies in Curahuasi möglich, prima! Ich ging also zu der mir beschrieben Stelle. In dem Laden sagte mir ein freundlicher junger Verkäufer, dass der Señor, der die Schlüssel nachmacht, gerade nicht da ist, ich solle in einer Stunde wieder kommen. Als ich nach zwei Stunden wieder kam, war der Señor leider immer noch nicht da. Am nächsten Tag traf ich den betagten Herren an. Er machte mir meine 6 Schlüssel und wir unterhielten uns dabei ganz nett. Als ich glücklich mit den Schlüsseln heimkam, passte leider nur ein Schlüssel. Circa noch 4mal ging ich zu dem Geschäft, entweder das ganze Geschäft hatte zu oder der besagte Señor war nicht anwesend … Dann endlich traf ich ihn an und ohne Aufpreis oder Kassenbeleg schliff er die 5 verbleibenden Schlüssel nach. Wieder Zuhause passten immerhin zwei weitere Schlüssel. Weitere Male ging ich zu dem kleinen Geschäft, leider immer ohne Erfolg. Inzwischen hatte ich einen neuen „Schlüsselschleifer“ ausfindig gemacht. Dieser ist nicht immer da, doch relativ zuverlässig Freitag bis Sonntag. Doch mein innerer Sparfuchs ließ mich weiter zu dem Alten pilgern. Schließlich habe ich die Arbeit ja schon bezahlt und es ist ja auch schade um die Rohlinge … Nach insgesamt zwei Wochen später gab ich auf. Ich näherte mich dem neuen Schleifer und siehe da, jetzt passten alle Schlüssel.

„Mal schnell“ einen Käsekuchen backen, ist in Peru auch leichter gesagt als getan, und immerhin ist Käsekuchen sowohl mein als auch Antons Lieblingskuchen. Das Gute ist, dass wir um unser Haus 3 „tiendas“ (kleine „Tante Emma Läden“) haben. Wenn etwas fehlt, bekomme ich die Basisdinge dort. Das ist ein Segen, wenn während dem Backen das Mehl oder die Eier ausgehen. Die „Tiendas“ haben meist um 6 Uhr morgens schon auf und schließen ziemlich spät ca. 21:30 / 22 Uhr, je nachdem wann die Besitzer ins Bett gehen. Doch bei Käsekuchen ist Planung erforderlich:
Am Abend muss ich dazu Milch kaufen. Diese kaufe ich bei der Bäuerin, die sie in der Marktstraße jeden Abend ab 4:30 Uhr verkauft. Die frische Milch muss erhitzt werden. Danach muss diese abkühlen. Hat die Milch ca. nur noch 42 Grad kann ich Joghurt daraus herstellen. Dies ist ein Prozess der eine Nacht dauert. Am nächsten Morgen gebe ich meine 3-6 Liter Joghurt in ein Tuch und lasse die Molke abtropfen. Nach einem weiteren halben Tag habe ich auch schon meinen Quark. Schon kann das Käsekuchen-Backen losgehen.

Im März zum Schuljahresbeginn habe ich festgestellt, dass ich einen schicken Anzug brauche. Da ich auch in der Schule als Ergotherapeutin arbeite, muss ich an den verschiedenen Veranstaltungen, wie alle Lehrer in schwarz-weiß erscheinen. „Mal schnell“ fuhr ich in die nächste Stadt; Cusco 2 1/2 Stunden entfernt. Dort habe ich relativ problemlos eine passende Hose bekommen, nur das Jacket war mir zu klein. Vor allem meine Ärmellänge ist mit den peruanischen Standardmaßen so überhaupt nicht vereinbar. Die nette Verkäuferin meinte, dass wäre überhaupt kein Problem, sie können eine Sondergröße nähen lassen. Dankbar nahm ich dieses Angebot an. Circa einen Monat später hat der liebe Schuldirektor mein Oberteil für mich abgeholt. Aufgrund der Entfernung war ich froh diese Strecke nicht selbst fahren zu müssen. Als ich das gute Stück anprobierte war der Lacher auf meiner Seite, ich hätte locker zwei Mal hinein gepasst. Ich rief in Cusco an, und man versicherte mir, dass es kein Problem wäre, man könne das Jacket sicher ändern. Doch aufgrund der Entfernung verzögerte sich meine nächste Cusco-Fahrt etwas. Nach circa einen Monat ging ich mit Zweifel nochmal in das Geschäft. Ich wurde sofort wiedererkannt. Die Besitzerin nahm meine Reklamation ohne Probleme entgegen und versprach mir, alles aufzutrennen und nach meinen Maßen zuzuschneiden und zu nähen. (Für mich unvorstellbar, ich hätte es ganz neu gemacht). Circa zwei Wochen später war ich zufällig wieder in Cusco, leider hat die Vertretung von meinem Jacket keine Ahnung, so musste ich unverrichteter Dinge weiterziehen. Beim nächsten Cusco-Aufenthalt war der Laden geschlossen, die zwei weiteren Male fanden die verschiedenen Aushilfen das Oberteil nicht. Darauf hin rief ich im Geschäft an. „Ja, am Montag könne ich kommen, der Laden sei ab 9 Uhr auf“ wurde mir versichert. Um 11 Uhr stand ich nun doch schon sehr verärgert vor der verschlossenen Ladentüre. Im November habe ich jetzt tatsächlich das passende Jacket abgeholt, und siehe da es passte …(einigermaßen). Zur Jahresabschlussveranstaltung im Dezember kann ich das geschichtsträchtige Jacket nun tragen.

Jetzt ist leider mein Ofen kaputt. Der „Thermocoupler“ soll daran schuld sein. Sobald ich den Knopf loslasse geht das Gas aus. Es ändert sich auch nicht, wenn ich den Knopf 5 Minuten halte. Die letzten Muffins habe ich gebacken, indem ich 20 Minuten den Knopf festgehalten habe, immer mit einem Klick-Geräusch von der Gaszündung verbunden. Ende Juli ging der Ofen kaputt, pünktlich vor dem Besuch unserer Freunde aus Deutschland (wir waren dann zu neunt). Wer mich kennt, weiß wie oft ich backe (Kuchen, Brot, Aufläufe, Baguette, …).
Unser peruanischer Freund versprach uns zu helfen. Leider gibt es dieses Ersatzteil in Cusco nicht. Er bestellte es für uns in Lima. (Mit dem Bus fährt man übrigens 22 Stunden nach Lima). Nach circa 2 Monaten kam das ersehnte Ersatzteil. Markus und unser Freund bauten den ganzen Ofen auseinander um festzustellen, dass zwar ein Stecker passte, der andere jedoch nicht … Unser Bekannter gab das Teil zurück und bestellte es neu. Inzwischen hab ich herausgefunden, dass ich in einem “öffentlichen Ofen” backen kann. Dazu muss ich in der Früh nachfragen und wenn die Bäckerin ihre Semmeln gebacken hat, kann sie meinen Kuchen in ihren Lehmofen backen (nur solange dieser noch heiß ist, spontan nachmittags geht also nicht). Auch bei der lieben Nachbarin darf ich backen, natürlich muss sie dazu zuhause sein. Nach weiteren zwei Monaten kam das Teil unseres Ofens. Diesmal passten beide Teile, juhu … doch leider war die Verbindung zwischen den Teilen zu kurz … jetzt warten wir wieder … und wenn es vielleicht irgendwann kommt, hoffen wir, dass es wirklich das Teil war, welches das Problem verursacht hat.
Mal sehen ob wir dieses Jahr noch Weihnachtsplätzchen in unserem Ofen backen werden …

Nachtrag: Heute, am 14.12. ist der Ofen repariert worden! Er funktioniert und dem Weihnachtsgebäck steht nun nichts mehr im Wege.