Inzwischen ist das Coronavirus in Curahuasi angekommen. Es wird nicht mehr lange dauern und wir werden die ersten Patienten in der Klinik behandeln.
In der Klinik ist vieles vorbereitet und viele, viele Fortbildungen haben stattgefunden. Ärzte, Pflege sowie auch Reinigungspersonal wurden geschult. Notfallpläne sind erstellt und jeder weiß, was er im Fall des Falles zu tun hat. Markus hat mit dem Leitungsteam einiges besprochen und denkt ganz aktiv über die Behandlungsmethoden nach, er informiert sich Tag und Nacht wie es andere Länder machen, zieht Rückschlüsse und hat einige Ideen, die sofort in der Leitungsrunde besprochen werden. Seine Arbeit über 7 Jahre in der Intensivstation helfen jetzt enorm. Er lernt über Videofortbildung (dank Tom) im Bereich Beatmungsgeräte und tauscht sich auch hier intensiv aus.
Für unseren Alltag gibt es ständig Änderungen, so dürfen jetzt wieder Männer und Frauen gleichzeitig einkaufen, jedoch immer nur eine Person pro Haushalt. Die Geschäfte schließen immer früher. Der neu eröffnete Bauernmarkt findet jetzt nur noch 3x die Woche statt, zuvor war er an 6 Tagen geöffnet. Die Bergbauern verkaufen hier ihre eigenen Produkte. Die Markthalle darf nur noch von einer gewissen Anzahl von Menschen betreten werden, dies wird polizeilich überwacht. Es gibt eine lange Schlange, an der man sich anstellen muss, um hinein zu gelangen. In die kleinen Geschäfte darf man zum Großteil nicht mehr hineingehen, man wird an der Tür bedient.
Bei uns im Dorf ist Essen reichlich vorhanden, es kommt manchmal zu Lieferverzögerungen aber im Großen und Ganzen müsst ihr euch diesbezüglich keine Sorgen um uns machen. Wir haben sogar reichlich Klopapier 😉 In den kleineren Dörfern sieht das leider anders aus. Hier kommen Lebensmittel leider nicht immer zuverlässig an. Da viele Menschen nicht mehr in die Arbeit gehen dürfen, ist die finanzielle Lage vieler Familien wirklich schlimm. In Peru hat kaum einer Rücklagen, viele Menschen leben von dem, was sie an diesem Tag verdienen. Der Staat bezahlt eine Unterstützung, diese erreicht aber längst nicht alle Bedürftigen.
Ein weiterer Punkt der Sorge ist die hohe häuslicher Gewalt. Durch die strenge Ausgangssperre ist auch hier einiges zu befürchten und so bleibt uns nur für die Familien zu beten. Leider haben wir heute erfahren, dass ein solcher Fall direkt in unserer Nachbarschaft stattgefunden hat. Der Familienvater hatte so panische Angst vor dem Virus, dass er irgendwann die Kontrolle über sich verloren hat. Gut, dass andere Nachbarn dies mitbekommen haben und die Polizei gerufen haben.
Jonathan der Lernhelfer ist zu uns gezogen. Durch die Ausgangssperre war er zwar immer in Curahuasi, konnte jedoch nicht zu uns kommen, um uns zu unterstützen. Wir sind nun sehr dankbar, dass er hier ist.
Mit ihm sind zwei aktive Katzenkinder und ein Erpel eingezogen.
Nein, unseren Jungs wird es immer noch nicht langweilig. Am Wochenende stehen sie freiwillig um 6 Uhr auf, um genug Zeit zum Spielen zu haben. Da sind sie sehr kreativ und die Ideen gehen nicht aus. Ratgeber, was die Kinder zuhause tun können, brauchen wir sicher nicht.
Hier noch eine Begebenheit, die so einiges widerspiegelt: Eine Patientin von Markus erzählte: Sie hatte eine Mandelentzündung, Husten und etwas Fieber (normale Erkältung, kein Covid-19). Am örtlichen Gesundheitszentrum (Centro Salud) wurde sie untersucht, der Befund wurde ihr nicht mitgeteilt. Der Arzt habe im Anschluss allen Mitarbeitern erzählt, dass diese Frau Corona habe. Sofort sprach sich diese Nachricht im ganzen Dorf herum. Als sie Lebensmittel einkaufen wollte, verweigerte man ihr den Zutritt zu den Läden. Gleich mehrere Ladenbesitzer haben sie, aus Angst vor dem Virus, abgewiesen. Schließlich fand sie einen Laden, in dem sie Zucker und Reis erhielt. Ihr Geld wollte man jedoch nicht annehmen, da sei ja auch das Virus dran. Gott sei Dank hat sie eine Familie, die jetzt für sie einkaufen geht.