Am Samstag machten wir uns auf nach Chaccrampa. Dieses Dorf liegt ca. 3 Stunden von Andayualas entfernt, weit in den Anden. Inzwischen ist unsere Gruppe gewachsen. Ein Kleinbus mit Mitmissionaren aus Curahuasi ist inzwischen angekommen. Unsere Freunde wollten gerne CasaYohana und die Arbeit von Bine Vogel kennenlernen.
So schlängelten sich zwei Autos die gewundenen, staubigen Straßen durch die schönen Berge. Immer wieder sahen wir Vicuñas, Alpacas und frei lebende Pferde.

Wir passierten einen Pass in 4348m Höhe, und kamen an einem See vorbei, in dem sich eine Gruppe Flamingos im Wasser tummelte. Die Schotterwege führten uns immer weiter hinein in die schönen, von der Regenzeit noch grünen Anden. Unglaublich, dass irgendwann ein Dorf auftauchen sollte.

Doch dann kamen wir endlich an. Ein kleines adobe-Haus am Dorfrand. Die achtköpfige Familie erwartete uns bereits. Alle Kinder waren frisch gewaschen (mit kaltem Wasser) und die Eltern fingen nach einer ausgiebigen Begrüßung an, die Suppe für uns zu kochen. Bine Vogel erklärte uns, dass es durchaus üblich sei, erst zu kochen, wenn die Gäste bereits da sind. Man wisse schließlich nie, ob der Besuch wirklich komme. Die Kinder freuten sich riesig über den mitgebrachten Trinkjoghurt und das Obst. Ich kannte diese Familie bereits. Sie wird seit langem von CasaYohana betreut. Ein Junge war bereits bei uns in Therapie. 
Der Vater begrüßte uns noch einmal ganz offiziell und berichtete mit einer liebevollen Zuneigung, welch große Hilfe sie bereits von CasaYohana erhalten hätten. „Der Staat vergisst uns hier in den Bergen, Bine vergisst uns nicht.“ Als er von dem schrecklichen Unfall seines Sohnes berichtete, stockte ihm immer wieder die Stimme. Er berichtete, wie sich sein Sohn unbemerkt genähert habe, als er Holz hackte, und daraufhin die Axt den Schädel des kleinen Sohnes traf. Bine Vogel habe auch in dieser schrecklichen Situation geholfen und Gott habe das Wunder bewirkt, dass der Junge lebt und gesund ist. 

Vor dem Essen beteten wir gemeinsam. Im dunklem Raum war kaum etwas zu erkennen. Ein Holzofen, ein Regal, ein Tisch und ein Bett. Ein Bett? Ja, für alle 8 Personen haben sie es ein Bett, für mich unvorstellbar. 

Beeindruckt hat mich die Herzlichkeit und Großzügigkeit dieser Menschen. Sie kochten für uns alle, obwohl sie selbst nur das Nötigste haben. Der Vater erzählte, dass sie alles, was sie zum Leben bräuchten, selbst erwirtschaften würden. Mir wurde hier auch nochmal bewusst, welche Belastung es sein muss, wenn plötzlich jemand medizinische Hilfe braucht. Schon alleine das Geld für die Fahrt, Übernachtung und das Essen auf der Reise aufzubringen ist enorm. Und dann kommen ja auch noch die Kosten der medizinischen Versorgung dazu. 

Wir fuhren weiter zu einer anderen Familie, deren Tochter mit Hilfe von CasaYohana eine Herz-Op bekommen hatte. Auch hier lernten wir weitherzige Gastfreundschaft kennen und wurden noch einmal kulinarisch versorgt. 

An der Wand hingen aufgeschnittene Plastikflaschen mit Zahnbürsten. Bine erklärte uns, dass sie sich so freue, dass die Familie ihre Tipps so gut umsetzen würden. Es wäre sehr wichtig, dass Zahnbürsten nicht auf dem Boden liegen und jeder seine eigene besitzen sollte.

Zum Abschluss unseres Ausfluges besuchten wir noch eine Frau, die für Bine Vogel in Chaccrampa ehrenamtlich vom Spanischen ins Quechua (und umgekehrt) übersetzt. Dies ist eine besonders wertvolle Arbeit, da viele Quetschua-Indianer kein Spanisch sprechen. Auch hier spürten wir die Wertschätzung Bine gegenüber deutlich. Schon in der Früh war die Frau losgezogen, um für uns Kaktusfrüchte zu ernten. 

Ich bin so dankbar, diesen Ausflug erlebt haben zu dürfen. Bine hat eine großartige Arbeit aufgebaut und die Menschen wirklich dort erreicht, wo sie es brauchen. 

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