Wie schon erwähnt, helfe ich (Susi) mehrmals die Woche im Waisenhaus. Gestern gab es eine einmalige Gelegenheit:
Der jährliche Ausflug des gesamten Waisenhauses stand auf dem Programm. Da alle Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren mit dabei waren, wurde jede Menge Hilfe benötigt.
Bei meiner Ankunft um 7:30 Uhr waren die meisten Bewohner schon gewaschen, gekleidet und satt vom Frühstück. So hieß es, alle Waisen an die Bushaltestelle zu schieben, wo nur wenig später zwei Reisebusse eintrafen und uns nach Urcus fuhren. Die Aufregung war groß! Da die meisten nicht sprechen können, machten sie sich durch lautes Klatschen oder Schreien bemerkbar. Viele umarmten mich und zogen mich aufgeregt von einem Ende zum anderen, um mir zu demonstrieren, dass heute ein ganz großer Tag ist, auf den sie lange gewartet haben. Starke Männer halfen uns, die Bewohner in die Busse zu tragen. Manchmal waren hierzu sogar zwei Helfer notwendig. Viele Kinder haben einen so schwachen Muskeltonus (körpereigene Muskelspannkraft), dass sie alleine nicht sitzen können. Doch auch daran wurde gedacht, denn spezielle Haltegurte ermöglichten, dass alle sicher im Bus einen Platz fanden. Kleinere oder leichte Kinder wurden liebevoll auf den Schoß genommen und konnten so die ca. 1 ½ stündige Fahrt kuschelnd verbringen. Suyana* strahlte mich glücklich an. Ihre kleinen Hände lagen vertraut in denen einer freiwilligen Helferin! Suyana* habe ich beim ersten Mal auf ca. 2- 3 Jahre geschätzt, sie kann noch nicht alleine gehen. Später erfuhr ich, dass sie bereits 12 Jahre ist. Auch Suri* juchzte vor Freude … sie ist bereits 24 Jahre alt und wurde vor ein paar Jahren im Heim abgegeben. Sie hat schwere Spastiken und ist auf einen Pflegerollstuhl angewiesen, welcher auch den Kopf stabilisiert. Sie kann sich nicht artikulieren, aber ihre Augen strahlen und sagen mehr als viele Worte!
Die Rollstühle wurden teils in der unteren Ladefläche verstaut, andere wurden auf den Bus gehoben und dort festgebunden.
Die Schwestern (Ordensschwestern von Kalkutta, Mutter Theresa) stimmten zu Beginn der Fahrt ein Gebet an und alle beteiligten sich auf ihre Art und Weise. Auch christliche Lieder wurden gesungen.
Am Ziel angekommen, genossen wir die Aussicht auf den schön gelegenen See. Das Gelände ist großflächig und bietet viele verschiedene Möglichkeiten. Ich schob Annamaria* durch das Gras und über eine schöne Holzbrücke hinunter zum See.
Ich schnaufte vor Anstrengung (wir befanden uns auf über 3000 Meter Höhe), sie hingegen lachte und streckte ihre Hand zu ihrer Freundin Suri* aus, die neben uns geschoben wurde. Annamaria* konnte den unebenen Untergrund durch ihren Rollstuhl gut spüren und sog die frische Luft ein, die nach See und frischem Grün duftete. Sie juchzten beide vor Freude, als wir Steine ins Wasser warfen. Die Mädchen spürten einige Tropfen Seewasser auf ihre Haut fallen … es war wunderschön mit anzusehen.
Mittags gab es mitgebrachtes Essen. Die Schwestern haben tatsächlich schon in der Früh große Mengen Reis, Kartoffeln, Rote Bete und Hühnchen gekocht und diese in riesigen Töpfen mitgebracht. Einige Helfer grillen Würstchen und Fisch. Der Duft des frisch Gegrillten steigt allen in die Nase. Einige konnte selbstständig essen, viele brauchten jedoch Hilfe. Auch püriertes Essen wurde mitgebracht, ganz auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt. Ich gab Tamia* zu essen und gierig schlang sie alles in sich hinein (Gott sei Dank dachten die Schwestern an Kleiderschutz), ja es schmeckte ihr hervorragend.
Am Nachmittag spielten einige mit einem Ball. Wir legten die 15-Jährige Ashley* ins große Trampolin, zu dritt schafften wir es gerade so. Die Kleineren hüpften um sie herum und sie genoss diese aufregende neue Bewegung.
Auch ein kurzer Gewitterschauer konnte die gute Laune nicht vertreiben, alle wurden unter die Dächer gebracht und einige, allen voran Suri*, freuten sich über die Regentropfen, die trotzdem den Weg durchs Strohdach direkt auf ihr Gesicht gefunden hatten.
Um 15 Uhr ging es mit dem Bus zurück. Viele schliefen im Bus ein, so Helen*, eine freiwillige Helferin aus den USA und die blinde Alliyma*. Friedlich aneinander kuschelnd gaben sie ein schönes Bild ab. Jorge* neben mir schlief nicht, er schlug immer wieder seinen Kopf auf das Polster seines Sitzes. Dies war seine Art und Weise zu kommunizieren und erhaschte somit viel Aufmerksamkeit.
Ein aufregender und anstrengender Tag ging zu Ende als wir gegen 17 Uhr am Heim ankamen!
Schön, dass ich dabei sein konnte. Danke für eure Unterstützung die es mir möglich machte, hier helfen zu können!
* Name aus Datenschutzgründen geändert!