Lange Zeit konnten die Menschen ihren Tätigkeiten nicht nachgehen. Die meisten Menschen leben hier als Tagelöhner. Sie verdienen so viel, wie sie an einem Tag benötigen – nicht mehr (meist ca. 40 Soles/Tag was ungefähr 10 Euro entspricht). Die Tagelöhner blieben ohne Einkommen. Ersparnisse haben die wenigsten. Hier waren die Not und Verzweiflung sehr, sehr groß. Es gab manchmal Zuschüsse vom Staat, aber nicht jeder bekam diese. In unendlich langen Warteschlangen vor den Banken konnte das Geld abgeholt werden, falls man dieses zugesprochen bekam. Ein großes Problem ist, dass viele Menschen nicht gelernt haben, mit Geld bedacht umzugehen.
Ich weiß von einer Frau, die 680 Soles Bonus vom Staat erhielt. Sofort ging sie zu einem Arzt einer privaten Klinik und gab dabei 670 Soles aus (Rückenschmerzen). Sie hat eine Krankenversicherung, welche die Kosten der Arztbehandlung in einer staatlichen Einrichtung übernommen hätte. Statt es zu sparen und einzuteilen, gab sie es mit einem Schlag aus. Das Geld hätte leicht für 3 Monate Essen gereicht, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ob sie Hungern müssen.
Wir haben mit Hilfspaketen begonnen und einigen Familien geholfen, zumindest das Notwendigste zum Überleben zu haben. Diese Verteilung der Lebensmittel war etwas kritisch, da Besuche absolut verboten waren. Mehr als einmal musste ich mich verstecken, um von der Polizei nicht erwischt zu werden.
Ich habe ihnen nicht nur Lebensmittel vorbeigebracht. Ich habe mit den Menschen über ihre Nöte und Sorgen sprechen können, wir haben zusammen gebetet und es sind wertvolle Beziehungen entstanden. Für mich sind die dadurch gewachsenen Beziehungen ein riesiges Geschenk. Einigen Frauen konnte ich nach Lockerung der strengen Auflagen eine Putztätigkeit vermitteln. Dafür sind sie und ich sehr dankbar.
Ab ungefähr Juni/Juli durften die Geschäfte wieder öffnen und verschiedene Arbeiten wieder aufgenommen werden. Auch das Militär verschwand zu diesem Zeitpunkt mehr und mehr aus den Straßen Curahuasis.