Ein landesweiter Streik der Bauern blockierte heute sämtliche Straßen Perus. Das Wasser soll privatisiert werden. Das ist für viele Landwirte natürlich fatal. Sie haben sich peruweit zusammengeschlossen und blockieren die Straßen mit Baumstämmen und Steinen.
Aus diesem Grund dachte ich, dass Artur* heute sicher nicht zu seiner Therapie erscheinen würde, denn er wohnt in einem Dorf außerhalb Curahuasis.
Doch tatsächlich bekomme ich einen Anruf, ich solle bitte warten, der Junge sei gerade angekommen, er müsse noch durch den Corona-Schnelltest und wäre dann bereit. Ich konnte es kaum fassen: der Junge war über eine Stunde gelaufen, dass er seinen Termin heute wahrnehmen konnte. Diese Leistung ist bemerkenswert, denn das Kindergartenkind hat von Geburt an eine Hemiparese. Das bedeutet, dass eine Körperhälfte stark eingeschränkt ist, so hat er unter anderem auch Schwierigkeiten mit seinem linken Bein.
Nachdem ich die beiden Brüder mit Wasser und Schokolade versorgt hatte, begannen wir mit der Therapie. Ziel ist unter anderem die Integrität der betroffenen Körperseite. So warfen wir Bälle aus dem Bällebad in einen Korb, natürlich mit beiden Händen. Da ich beim Trinken bemerkte, dass Artur auch an der Mundmuskulatur Defizite hat (das Wasser lief auf der einen Seite heraus), war heute ein weiterer Therapiepunkt, verschiedene Blase-Spiele zur Stärkung dieses Bereiches coronakonform durchzuführen. So spielten die Brüder „Puste-Ball“, hierbei gewinnt der Spieler, der es schafft, den Papierball zuerst an der gegenüberliegenden Seite des Tisches hinunter zu pusten. Der Gegenspieler bläst natürlich kräftig dagegen. Auch die Seifenblasen machten große Freude. Mit beiden Händen fing er die fliegenden Blasen.
Ich fragte den Bruder warum er heute zur Begleitung kam und nicht, wie gewöhnlich, seine Mutter. Da die Familie selbst von der Landwirtschaft lebt, streikt die Mutter heute auch. Gut, dass es den engagierten Bruder gibt.
* Name geändert