An einem Sonntag erreichte uns eine Eil-Nachricht: „Wir brauchen männliche Hilfe, es brennt 500 Meter von unserem Haus entfernt, wir bekommen das Feuer nicht alleine in den Griff“!
Ich lese die Nachricht und gebe es sofort an meinen Mann weiter. Er lässt den Kochlöffel unseres Sonntagsessens fallen, zieht sich in Windeseile um, ich bereite ihm eine große Wasserflasche, Sonnencreme und Kopfbedeckung vor und schon steht die Mitfahrgelegenheit vor der Tür. Es ist Trockenzeit, daher gilt es schnell zu handeln. 4 Stunden später kommt mein Mann völlig rußverschmiert heim.
Er ist völlig erschöpft. Immer wieder haben an verschiedenen Stellen Brände aufgelodert. Immer wieder sind die Männer den Berg rauf zur einzigen Wasserquelle gelaufen, um löschen zu können. Immer wieder lodert das Feuer an anderen Stellen auf. An vielen anderen gibt es Schwelbrände. Der Hang wurde durch Wasser und Asche immer rutschiger. Markus erzählte, dass er einmal auf dem Asche-Wassergemisch ausrutschte und den Hang hinunterrutschte, hinter ihm fing das aufgewirbelte Grass sofort wieder Feuer. Oft konnte er den Brandherd nicht erreichen, da es so heiß wurde. Doch nach 4 Stunden war der Großteil eingedämmt, die Ablöse (andere Missionarsmänner) kam und mein Mann ging mit geschmolzenen Schuhsohlen nach Hause.
Die dringend notwendige Dusche war leider kalt, da gerade Stromausfall in Curahuasi war. Somit funktioniert die Pumpe nicht und es gibt kein warmes Wasser. Gerade als er sich in die Hängematte legen wollte, hörte ich einen großen Aufprall vor unserer Türe. Ein Blick genügte um zu wissen, dass erneut Hilfe notwendig war. Ein Motortaxi wollte vor unserer Haustüre wenden, dies nahm eine Autofahrerin nicht wahr und rammte das Gefährt so heftig, dass der Motortaxifahrer aus seinen Gefährt geschleudert wurde. (So berichtete mir später die Nachbarin.) Markus kümmerte sich um den schwer blutenden Patienten, versorgte ihn mit Desinfektionsmittel, Klammerpflaster und verband die Kopfverletzung. Um ihn herum waren viele aufgebrachte Menschen, allen voran zwei Frauen, die sich auf’s bitterste beschimpften. Der Verletzte äußerte, dass er ins Krankenhaus wolle. Eine Frau meinte, dass dies sicher nicht nötig sei und er ja selbst schuld wäre. Sicher ging es bei diesen Streit um die Kostenübernahme. Die Peruaner haben für einen solchen Fall meist keine Versicherung und der Unfallverursacher muss die gesamten Kosten tragen. Markus war sehr schockiert darüber, wie wenig es um das Wohl des Verletzten ging. Alle stritten und schrien, diskutierten und verhandelten; um den Verletzten kümmerte sich niemand. Als endlich die Polizei kam, wurde diese sofort in Beschlag der streitenden Parteien genommen. Markus gelang es dennoch, einem der Polizisten zu signalisieren, dass der Verletzte dringend ärztliche Hilfe benötige. So wurde der Patient ins Polizeiauto gesetzt und es kehrte wieder Ruhe in unserer Straße ein.
Und auch mein lieber Mann konnte sich endlich in der Hängematte von diesem ereignisreichen Sonntag erholen.