Am Samstag durfte ich mich zusammen mit Nelli, der Logopädin des Hospitals Diospi Suyana, auf den Weg nach Andayualas machen. Dort gibt es ein tolles Projekt, geleitet von der Missionarin Bine Vogel. Das Projekt heißt „Casa Yohana“.
Sie betreut fachkompetent Frauen mit Gewalterfahrungen, berät Frauen über ihre Rechte, macht Hygieneschulungen und hat ein liebevolles, offenes Ohr für Frauen in Not. Ebenso kümmert sie sich hingebungsvoll um behinderte Kinder und ihre Familien, unterstützt sie mit Kleidung, Schuhen, Windeln, Hygieneartikeln und Nahrung. Als langerfahrene Kinderintensivschwester kümmert sie sich auch um die medizinische Versorgung der Kinder. Da ein Großteil dieser Kinder regelmäßig nach Curahuasi kommt, um dort im Krankenhaus behandelt zu werden, wurde die Idee einer „Intensiv-Therapie-Woche“ geboren. Nelli kennt einige Kinder bereits, da diese bei ihr schon in Therapie sind. Um den Kindern und deren Familien die lange Anfahrt und die damit verbunden Kosten zu ersparen, fuhren wir dieses Mal nach Andayualas.
5 Stunden ging es mit einem Auto durch die Anden. Wir mussten über drei Pässe. Zweimal waren wir über 4000 Meter hoch. Es ging immer wieder runter, um danach direkt den nächsten Berg erneut hochzufahren. 5 Stunden massive Kurven. Kaum einmal auch nur ein Stückchen gerader Weg. Mein Magen hat ganz schön rebelliert … Die Landschaft war dafür atemberaubend. Oft trieben Einheimische ihre Rinder oder Schweine über die Straßen. Oder wir konnten sie bei der harten Feldarbeit beobachten. Es war spannend zu sehen, wie Frauen auf dem Feld kochten und Kinder nebenbei ihre Spiele fanden. Beeindruckt hat mich, dass sogar auf 4000m Höhe Landwirtschaft betrieben wird. Die Felder sind oft sehr steil und steinig und können nur von Hand bearbeitet werden. Da gerade Regenzeit ist, leuchten die Berge wunderschön grün.
Etwas grün im Gesicht kamen wir bei Bine Vogel an und wurden herzlich von ihr aufgenommen. Es erwartete uns ein gemachtes Bett und zuvor ein leckeres Abendessen.
Am Sonntag gingen wir gemeinsam in den Gottesdienst. Ich war begeistert von der mitreißenden Musik. Es wurde anhand einer „Lichterorgel“ ordentlich für Stimmung gesorgt, was für mich, mit einem evangelisch-landeskirchlichen Hintergrund eher ungewöhnlich, aber durchaus mitreißend war! Wir sollen „das Salz der Erde“ und „Licht in dieser Welt sein“ hieß es in der Predigt – ein schöner Gedanke, der uns hier begleiten wird.
Nach der Kirche gingen wir auf den Sonntagsmarkt. Für mich ist das Marktgetümmel immer wieder beeindruckend: diese Vielzahl an Früchten und Gemüse.
Ich beobachte gerne das Zusammenspiel von Marktfrauen und ihren Kindern, die Gespräche und Gewohnheiten der Menschen hier.
Auf dem Markt bekommt man auch immer wieder den starken Aberglauben der Peruaner mit. So kann man sich z.B. Frösche kaufen, die beschworen und dann lebendig gemixt werden. So sollen sie als Heiltrank dienen. An Ständen, an welchen Medizinprodukte verkauft werden, ist immer sehr viel Andrang. Ob die Produkte wirklich helfen, sei dahingestellt …
Nach dem Marktbesuch gab es ein leckeres Mittagessen, bevor wir auf das neue Gelände von „Casa Yohana“ gingen. Hier entsteht in einem geschützten Rahmen eine Art Frauenhaus und ein Therapiehaus für behinderte Kinder. Frauen in Not sollen sich hier geschützt und sicher fühlen – und darüber habe ich keinen Zweifel. Dafür sorgen nicht nur die dicke Mauer, die schon jetzt das Gelände eingrenzt, der Sicherheitsmann der Tag und Nacht auf dem Gelände verbringt, die vielen Menschen, die auf dem Gelände wohnen werden, die beiden Schäferhunde, die gerade als Wachhunde heranwachsen und die vielen Blumen, die schon jetzt herangezogen werden, sondern vor allem die liebevolle Betreuung und Versorgung von Bine Vogel, die in jedem Menschen ein wunderbares Geschenk Gottes sieht.