Unsere Hauptarbeit liegt im Hospital Diospi Suyana. Nach dem letzten Außeneinsatz in Andayualas, besprachen wir in der Reflektion mit der Klinikleitung, dass ein Einsatz dieser Art bei CasaYohana zweimal im Jahr sinnvoll wäre. Dass wir nun schon etwas vorzeitig in Andayualas sind, hat den einfachen Grund, dass jetzt die einzige Möglichkeit ist, es dieses Jahr noch zu realisieren, da Bine Vogel danach in Deutschland im Heimatdienst ist.
Dieses Mal habe ich (Susi) die fünfeinhalbstündige Fahrt über diverse Serpentinenstraßen viel besser vertragen. Immer wieder staune ich über die Schönheit des Landes Perus.
Liebevoll wurden wir von Bine Vogel empfangen. Besonders gefreut haben wir uns, dass die beiden ehrenamtliche Mitarbeiter vom letzten Mal noch da waren. Die Wiedersehensfreude war groß.
Ein großes Ziel während des Aufenthalts war, das Tablet zu übergeben, welches wir für ein Mädchen gespendet bekommen haben. An dieser Stelle noch mal ein riesengroßes Dankeschön. Bei unserem letzten Aufenthalt haben wir festgestellt, dass Talita* sehr intelligent ist und sie vieles nicht ausdrücken kann, was sie sagen möchte. Nelli, die Logopädin, hatte sofort die Idee, ihr mit einem „Talker“ zu helfen. In Deutschland übernehmen die Krankenkassen diese teure Anschaffung. In Peru ist ein Kauf aus finanzieller Sicht aussichtslos. Die Familiensituation ist sehr schwierig, die finanziellen Mittel sehr begrenzt. Nelli hatte die großartige Idee, das Mädchen mit einem Tablet zu unterstützen, auf das man eine Talker-App installieren kann. Wir starteten einen Aufruf und bekamen tatsächlich eine Spende aus Deutschland.
Der Moment der Übergabe war sehr spannend und bewegend. Wir wussten nicht, wie Talita auf dieses neue Kommunikationsmittel reagieren und ob sie die Umsetzung verstehen würde. Bedenken hatten wir auch, ob das Bedienen trotz ihrer Spastik möglich wäre.
Umso größer war die Freude, als wir erkannten, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Das Mädchen freute sich riesig über das Tablet. Sofort verstand sie das Prinzip des neuen Kommunikationsmittels. Auch wenn sie aufgrund ihrer Spastik manchmal mehrere Versuche brauchte, um einen Button zu treffen, ließ sie sich nicht entmutigen. Ihre Freudenstrahlen breiteten sich im ganzen Raum aus und wir ließen uns gerne davon anstecken.
Am zweiten Tag kam Talita noch freudestrahlender als sonst herein. Das erste, wozu sie das Tablet an diesem Morgen nutzte, war die Eingabe des Satzes: „Ich möchte eine Banane essen.“ Niemals hätte sie uns dies zuvor sagen können. Natürlich haben wir sofort eine Banane für sie organisiert. Was für ein Zugewinn an Selbstbestimmung für sie!
Eine weitere Aufgabe war, eine gute Sitz- und Arbeitsposition zu finden. Wir konnten mit unserem Orthopädie-Mechanikermeister in Curahuasi Kontakt aufnehmen. Er wird in Windeseile eine Vorrichtung bauen, sodass das Tablet vom Rollstuhl aus zu bedienen ist.
Wir wissen, dass unsere Möglichkeiten in dieser kurzen Zeit begrenzt sind. Zum Beispiel müssten wir dringend weiter intensiv an der Kopf- und Rumpfkontrolle arbeiten. In Deutschland hätte Talita von Geburt an Therapien bekommen, wäre in Therapiezentren von Spezialisten versorgt und wäre beschult. Wir haben versucht, unser Bestes zu geben. Erste Schritte sind angebahnt. Vielleicht wird ihr Traum, eines Tages lesen zu lernen, doch noch Wirklichkeit. Wenn wir jetzt die Therapie vorerst wieder für eine Zeit beenden müssen, wissen wir dennoch, dass sie in Gottes Hand geborgen ist und bei CasaYohana gut betreut wird.
* Name geändert