Wieder einmal durfte ich eine Woche bei Casayohana mitarbeiten. Dieses Mal musste ich ein spezielles Einladungsschreiben, einen negativen Coronatest und eine Fahrterlaubnis mitbringen, um reisen zu dürfen.
Es war schön die Kinder zu besuchen, die ich bereits seit 2 Jahren kennen darf. Auch das Wiedersehen mit den Mitarbeitern von Casayohana war überaus herzlich. Besonders schön war es meine Freundin Nelli (Logopädin) zu sehen, die jetzt dauerhaft im Projekt von Bine Vogel mitarbeitet.
Viele Beziehung sind gewachsen und es war schön, das gewonnene Vertrauen der Kinder und Eltern genießen zu dürfen. Dieses Mal war Anton mit von der Partie und er hat in unsere Arbeit hineinschnuppern dürfen. Ein besonderes Highlight war die Fahrt ins Hochland (3 Stunden einfache Fahrtzeit hinein in die Anden). Dort konnte er Flamingos, Wildpferde, Vicuñas und andere Tiere bewundern.
Wir haben viele Kinder Zuhause besucht, da Casayohana leider noch die letzten Lizenzen fehlen, um Kinder ofiziell in den neuen Räumen behandeln zu dürfen. Ich habe zwei Kinder mit Klumpfuß versorgt. Dem kleinen Mädchen habe ich einen Gips angelegt, um den Fuß in die anatomisch richtige Stellung zu bekommen. Es wird für weitere Gipsbehandlungen die 5 Stunden Fahrt nach Curahuasi auf sich nehmen müssen. Einen anderen Jungen konnte ich bereits mit einer Schiene versorgen.
Ein besonderer Moment war, als wir ein blindes Mädchen gebadet haben. Beim letzten Einsatz lernte ich sie kennen. Das Mädchen fanden wir in einen bedauerlichen, verwahrlosten Zustand. Sie wird viel alleine gelassen und die 6 und 12 Jahre alten Brüder kümmern sich am meisten um sie. Ein großes Ziel ist nun der Beziehungsaufbau. Der Zugang zur Mutter ist sehr schwer. Sie scheint traumatisiert zu sein. Sie habe oft gehört, dass sie nichts wert ist und ihr Kind ebenso wenig. Unser Ansatz ist ein liebevoller Umgang mit dem Kind, sodass es die Mutter sieht und im besten Fall nachahmen kann. Doch dies ist ein langer Weg. So erklärten wir dem Kind vor Behandlungsbeginn, dass wir sie baden wollen und ließen sie die Wanne und das warme Wasser erst spüren, bevor wir sie in das schäumende Bad setzten. Sie war glückselig. Nachdem wir sie sauber „geschrubbt“ hatten, schnitt und säuberte Bine die Zehennägel, während wir ein Lied sangen, das davon handelte, dass Gott uns liebt. Wir gaben ihr eine Salbe gegen einen Parasiten, der sich unter der Haut eingenistet hatte. Außerdem bekam sie saubere Kleidung. Zu guter Letzt wurde sie gekämmt und neue Zöpfe geflochten! Ich hab sie noch nie so glücklich stahlen gesehen. Was für ein schöner Moment. (Auf den Fotos erkennt man, dass sogar die Mutter strahlte.)
Nicht alle Begegnungen waren schön, so möchte ich euch auch an den traurigen Seiten unserer Arbeit teilhaben lassen. Ein Kind, welches ich von Anfang an ins Herz geschlossen habe, fanden wir in einem erbärmlichen Zustand vor. Es war extrem abgemagert. Ein Grund dafür ist die Pandemie. Die Mutter konnte nicht arbeiten und sie und die 2 Kinder hatten kaum zu essen. Allerdings wurde sie von Bine Vogel mit Nahrungsmitteln versorgt. Warum das Kind so extrem abgemagert ist, können wir uns nicht erklären. Beine und Arme bestanden nur noch aus Haut, Sehnen und Knochen. Der Bauch war aufgebläht. Wir versuchten dem Kind zuzuführen, doch es kamen nicht einmal Kaubewegungen. Aus der Flasche konnte er Milch zu sich nehmen. Dies schockierte uns zutiefst, zumal Casayohana die Mutter schon lange begleitet und unterstützt. Bine Vogel hat ein sehr ernstes Gespräch mit der Mutter geführt und es wird eine Anzeige erfolgen, wenn das Kind nicht bald an Gewicht zunimmt. Nahrung stellt Casayohana zur Verfügung – die Familie wird nun wöchentlich besucht.
Aber wir haben auch sehr schöne Momente erlebt, z.B. als wir einem gut bekannten 15 Jahre alten Mädchen spezielle Krücken überbrachten. Diese Gehhilfen haben eine sehr breite Auflagefläche und sind für unebene Gelände, in dem die Patientin wohnt, optimal. Sie besitzt zwar einen Rollator, dieser ist jedoch für sie viel zu groß und ist außerdem defekt. Den engen Weg zu ihrem Haus kann sie mit dem Rollator nicht bewältigen. Sie war überglücklich. Ihr Lachen ließ die dunkle Lehmhütte hell erleuchten. Es wird noch einiges an Übung erforderlich sein bis sie in der Lage ist mit den Krücken zu laufen, doch wenn sie es schafft, hat sie ein riesigen Schritt in die Selbstständigkeit getan.
Der Weg zurück nach Curahuasi verlängerte sich aufgrund eines Erdrutsches auf 8 Stunden. Gott sei Dank wurde niemand verletzt und wir kamen nach einer langen Wartezeit als erstes Auto unbeschadet über die heikle Stelle.
Ich bin Gott dankbar für die Momente, die ich bei Casayohana erleben durfte. Möge er seine segnende Hand über dieses wunderbare Projekt halten.
Weitere Infos zu Casayohana erhält man über folgenden Link: www.casayohana.org