Ab Dienstag ging es weiter mit der Intensivtherapie. Inzwischen fühlten wir uns schon als eingespieltes Team. Viele Handgriffe klappten, ohne dass wir uns zuvor groß verständigen mussten. Wir konnten die Lücken, in denen Kinder am Montag nicht kommen konnten, schließen und so bekamen andere Familien die Möglichkeit zu kommen. Wir bestellten einen riesigen Sack Linsen und eine große Wanne, um die Wahrnehmung der Kinder zu fördern. 

Vorbereitungen für das Linsenbad

Eine Begebenheit möchte ich hier gern erzählen: 
Da es während einer Therapie unter dem Tisch immer wieder raschelte, fragte Bine Vogel vorsichtig, ob sie vielleicht ein Huhn mitgebracht hätten. Da die Cousine die Frage mit „ja“ beantwortete, fragten wir, ob sie das Huhn während der Therapie eventuell in den Garten stellen könnten. Da lachte das Mädchen und sagte: „Das geht leider nicht. Es ist ein Kampfhahn. Er fliegt mit der Tüte davon.“

Kampfhahn in der Tüte

Vielen Frauen und Kindern sah man die Armut an. Einige Male wurde das Kind vor der Therapie erst einmal neu eingekleidet. Bine zauberte dazu immer wieder passende Schuhe aus ihrem Fundus hervor. Dank der gespendeten Kleider aus Deutschland ist dies möglich. 
Die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung stand den jungen Müttern oft im Gesicht geschrieben. Vielleicht weil sie wissen, dass sie hier einen geschützten Rahmen gefunden haben und sich mit ihren Problemen dem Team von „CasaYohana“ anvertrauen können.

Hier wohnt eine junge Mutter mit ihren zwei Kindern. Hinten im Bild erkennt man das Eingangstor.
Küche

Sehr schöne Begegnungen hatten wir mit den anderen Deutschen die zur Zeit in freiwilligen Kurzzeiteinsätzen im Projekt „CasaYohana“ sind. Jakob aus Nürnberg berät Bine gerade als Bauingenieur bei allen Fragen rund um den Bau. Im Gespräch fanden wir heraus, dass seine Verwandtschaft mit meinem Schwager zusammen arbeitet. Anne aus Pappenheim teilte großzügig ihren, aus Deutschland mitgebrachten „mittelalten Gouda“. Unsere Freude war riesengroß. Ein Gaumenschmaus! Eine Geschmacksexplosion! Das kann man sich gar nicht vorstellen! Danach zog sie noch eine Überraschung hervor. Sie hatte geräucherte Wurst von „unserem“ Metzger (Wörlein) dabei! Was für eine riesen Freude. Wir feierten ein Fest! Wir genossen das Beisammensein sehr.

Ab Mittwoch zeigten wir Bine und Megomi, wie sie in Zukunft mit den Kindern weiter arbeiten können. Beide waren sehr geschickt und haben die neuen Impulse in sich aufgesogen. 

Abends hatten wir noch lange Videokonferenzen mit Markus. Wir haben viele Therapiesequenzen besprochen und weitere Ansätze entwickelt. Einmal filmte er für uns sogar eine Therapieanleitung per Video. Emil und Anton dienten als Model. Sehr dankbar waren wir auch über den Austausch mit Manuela (Logopädin in Deutschland). Sie hat uns ebenfalls per Video unterstützende Tipps gegeben.