Ein weiterer Einsatz in Andahuaylas bei casayohana hat stattgefunden. Bei der fünfstündigen Fahrt durch die Anden ist mir wieder bewusst geworden, welche Strapazen die Patienten auf sich nehmen müssen, die zu uns ins Hospital kommen. Spätestens beim Überqueren des dritten Passes mit über 4000 Meter war ich wieder froh, dass ich diese Fahrt mache und nicht die vielen behinderten Kinder mit ihren Familien, welche wir behandeln würden.
Glücklich im Projekt casayohana angekommen, wurden wir aufs Herzlichste begrüßt, nicht nur von den deutschen Mitarbeitern, sondern ebenso von den peruanischen Angestellten. Das gab uns ein schönes Willkommensgefühl.
Eine Woche haben wir „Intensivtherapien“ angeboten. Einige Kinder kannten wir bereits von vorherigen Einsätzen, aber auch neue Kinder kamen zur Behandlung.
Zum Beispiel Romina*, die noch keine zwei Jahre alt ist. Ihre junge Mutter ist alleinerziehend und geht noch zur Schule. Sie leben in einem kleinen Bergdorf in der Nähe von Andahuaylas.
Die Oma kümmert sich tagsüber um den kleinen Sonnenschein. Der aufmerksamen Frau fiel bald auf, dass mit Romina irgendetwas nicht stimmte. Im örtlichen Krankenhaus schickte man sie mit dem Hinweis weg, das Kind brauche nur mehr Stimulation. Gott sei Dank hatte die Mutter eine Freundin, welche bereits ein Kind im Projekt von Bine Vogel hat. So kam Romina zu casayohana. Eine Woche zuvor war sie nach Curahuasi gekommen, um ärztlich behandelt zu werden. Die Diagnose war niederschmetternd. Die CT-Bilder zeigten, dass ein großer Teil des Gehirns nicht vorhanden ist (Frontalhirn). Ebenso hat sie eine Tetraspastik und eine Hüftdysplasie beidseits.
Ich durfte bei der Untersuchung von Dr. Martina John dabei sein und Nelli, die Logopädin, konnte das Mädchen in Curahuasi sogar schon das erste Mal behandeln.
Es war eine intensive Arbeit mit dem Mädchen. Den Therapieschwerpunkt legten wir auf die Nahrungsaufnahme. Romina wird immer noch gestillt und dies klappt, Gott sei Dank, sehr gut. Das Essen lernen ist durch den persistenten Beißreflex sehr schwer. Das Mädchen verschluckt sich außerdem wegen des eingeschränkten Transports der Nahrung im Mund schnell. Gut, dass Nelli da Expertin ist. Sie zeigte der Mutter, wie sie mithilfe des Kauschlauchs den Beißreflex reduzieren kann. Auch ein Fruchtsauger (leider in Peru nicht erhältlich) kam zum Einsatz. Er sieht aus wie ein Schnuller, den man öffnen und mit verschiedenen Früchten füllen kann. So kommt die Frucht durch kleine Löcher heraus, wenn die Kinder darauf rumbeißen. Somit wird die Gefahr des Schluckens verringert. Wir suchten außerdem in verschiedene Apotheken eine Flasche, mit der Romina aus der Flasche trinken lernen kann. Durch ihr Krankheitsbild war dies nicht einfach und wir freuten uns riesig als wir eine gute Flasche fanden, welche den Mund gut abschließt und die Flüssigkeit nicht schnell herausfließen lässt.
Es wird ein langer Weg sein. Gott sei Dank gibt es casayohana. Romina wird hier gut betreut. Sie bekommen Kleider und Windelpakete, auch an Essenspakete und Milchpulver wird gedacht. Regelmäßig kontrolliert Bine Vogel den Gesundheitszustand und setzt die angefangene Therapie zusammen mit ihrer peruanischen Mitarbeiterin Megumy fort. Das Projekt übernimmt darüber hinaus nicht nur die kompletten Kosten für die Fahrt, Unterkunft und Behandlung bei den Ärzten (meistens bei uns in Curahuasi), sondern ist da, um sie auf diesem herausfordernden Weg zu begleiten. Denn das wichtigste ist, dass die Frauen jemanden haben, zu dem sie hinkommen können, der sie versteht, sie ernst nimmt und ihnen hilft.
Das alles ist übrigens nur durch Patenschaften aus Deutschland möglich. Eine Patenschaft ist ab 30 Euro möglich. Bei Interesse könnt ihr euch direkt an Bine Vogel wenden: sabine.vogel@casayohana.org
* Namen geändert