An dem Verhalten der Kinder merkt man, dass 3 Jahre Auslandsaufenthalt doch eine lange Zeit ist. Vieles ist für Emil und Anton neu und musste erst wieder erlernt werden. Hier einige Anekdoten:
- Am ersten Abend fragt uns Emil sehr müde, ob noch jemand sein Bett vorbereiten kann. Ich sage ihm, dass Gott sei Dank seine Tante alles vorbereitet hat und er sich nur noch hineinlegen muss. „Nein, ich meine Spinnen rausschütteln und so …“ (In Peru gab es viele giftige Spinnen, sodass wir vor dem ins Bett gehen erst einmal die Betten durchsucht haben.)
- Die ersten Fahrten mit dem Fahrrad waren spannend. Die Kinder haben sämtliche Regeln vergessen. Zum Beispiel, dass man immer rechts fahren muss, man hintereinander fährt, wie man „blinkt“ und dass es nicht möglich ist, ständig vom Gehsteig auf die Straße zu springen. (Vor Südamerika sind wir täglich mit dem Fahrrad in den Kindergarten bzw. in die Schule gefahren, aber dieses Wissen wurde überlagert.)
- Da Anton insgesamt 3 Wochen in Quarantäne musste, ging Emil das erste Mal alleine in einen Supermarkt. Völlig geflasht kam er nach Hause: „Mama, ich bin fast tot umgefallen: 4 Wände voller Süßigkeiten!“
(Anton hat ein paar Stunden in seine neue Klasse reingeschnuppert, leider wurde ein Kind positiv auf Covid-19 getestet und so musste die ganze Klasse, auch Anton, in eine 14tägige Quarantäne.)
- Nach dem Freitesten gingen wir zur Feier des Tages in ein chinesisches Restaurant. Wir waren völlig überfordert, was man so zum trinken bestellen kann; in Peru haben wir meistens selbst gemachte Limonade bestellt. Anton bestellte sein Essen auf Spanisch.
- Als wir das erste Mal Pizza bestellten, sprach Markus ständig Spanisch mit dem armen Pizzaboten, er konnte beim Anblick des Südländers einfach nicht auf Deutsch umstellen.
- Emil beißt das erste Mal in eine Banane, entsetzt schaut er uns an und fragt: „Mama, was ist den das???“ (Kein Geschmack!)
- Eine gekühlte Fleischtheke hat Anton die Sprache total verschlagen.
- Emil spült immer noch mit kaltem Wasser ab. Warmes Wasser hatten wir in der peruanischen Küche nicht.
- Dass immer genügend Wasser für jeden Toilettengang zur Verfügung steht, muss auch erst wieder gelernt werden …
- Wir machen eine Radtour. „Anton, drück‘ bitte mal die Ampel!“ Emil fragt verwirrt: „Warum soll Anton die Ampel drücken?“ (umarmen)
Ich erkläre ihm, dass es einen Knopf gibt, worauf hin dann die Autos stehen bleiben müssen, sodass wir über die Straße fahren können. Emil beäugt ganz ungläubig das ganze Geschehen und fühlt sich wie ein König als er über die Straße fährt. (In Peru achten Autos auf Fußgänger nicht. Der Zebrastreifen ist eher Dekoration. Grüne Fußgängerampeln sind gefährlich, da die Linksabbieger sich freuen, endlich fahren zu können.) - Anton war nach seinem ersten Einkauf total entsetzt wie unfreundlich die Verkäuferin im Supermarkt war. Ich erfuhr, dass er mit jedem einzelnen Produkt zur Kasse lief, um nach dem Preis zu fragen. (In Curahuasi gab es keine Preisschilder, gut dass er nicht bei jedem Produkt den Preis runterhandeln wollte.) 🙂
Das waren ein paar kleine Einblicke in unseren Ankommensprozess.
Die Kinder gehen nun begeistert in die Schule. Emil ganz glücklich: „… man darf anziehen, was man will“ – keine Schuluniform. Ich hingegen wäre froh um die morgendliche Diskussion herumzukommen, was auch wirklich „schultaugliche“ Kleidungsstücke sind. Unsere Jungs sind erfüllt von den neuen Eindrücken in der Schule und erzählen begeistert von dem Erlebten. In Peru fand seit Weihnachten 2019 ausschließlich Home Schooling statt.
Markus hat eine Idee wie es beruflich bei ihm weitergehen soll, Susi sucht noch nach einer neuen Ergotherapie-Stelle.
Wir sind im Ankommensprozess und sind sehr dankbar dafür etwas Zeit zu haben.
Vorträge sind schon einige geplant, Termine können >> hier << entnommen werden.