Ehrlich gesagt kam die Anfrage ungelegen: Ob Markus einen Patienten behandeln könne, der nach einem Autounfall große Probleme mit der Halswirbelsäule hatte. Das Problem: Der Patient kann nur an Magges freien Tag. Arbeit gibt es ja immer, doch wir wollen auf uns als Familie aufpassen und die Batterien immer wieder neu laden. Meistens bleibt es nicht bei einem Patienten … vor allem bei Markus mit seiner Doppelfunktion als Osteopath und stellvertetende Pflegedienstleitung.

Doch wir beschlossen der Anfrage nachzugeben, da der Patient ein guter Bekannter einer Freundin von mir ist.
Die Behandlung verlief sehr gut und nach einer Stunde fühlte sich der Verunglückte frei von Schmerz und sichtlich erleichtert. Nach weiteren 20 Minuten konnte Markus auch noch dessen Frau von einem starken Augenzucken erleichtern, welches die junge Mutter bereits seit über einem Jahr stark störte. Immer wieder faszinierend welche großartigen Behandlungserfolge mein Mann erzielt, ich stehe da bewundernd und staunend daneben. Eigentlich wollten wir gerade mit unseren Kindern, die von der Schule direkt ins Krankenhaus kamen, in die Kantine zum Essen gehen. Da kam die „befürchtete“ Anfrage, ob Markus noch ein Kind ansehen kann. Ich ging also mit den Kindern allein zum Essen und verstand erst viel später Gottes großen Zeitplan, der hinter allem steckte.
Hier die traurige Geschichte des 13jährigen Mädchen:
Sie war ein ganz normales, gesundes 13jähriges Kind als sie vor ca. 1 1/2 Monaten die letzte Treppenstufe übersah und stürzte. Plötzlich könnte sie nicht mehr laufen. Ihre Eltern besorgten einen Rollstuhl und versuchten alles was in ihrer Macht stand, doch der Zustand änderte sich nicht – im Gegenteil. Das Allerschlimmste jedoch war, dass sich schnell im ganzen Dorf herumsprach, dass das Mädchen verflucht sei und es keine Hilfe mehr für sie gäbe. Die Muskulatur baute sich zunehmend ab und natürlich wurde auch die psychische Verfassung schlechter. Doch die Eltern hörten vom guten Ruf des Krankenhauses Diospi Suyana und brachten ihre Tochter ca. eineinhalb Monate nach dem Ereigniss ins Krankenhaus.

Foto: Daniel Müller
Foto: Daniel Müller

Die Kinderärztin Dr. D. B. testete das Mädchen physisch, veranlasste ein großes Blutbild mit weiteren Parametern, doch irgendwie war es eigenartig. Auch die dazugezogene Kinderärztin Dr. M. J. und eine sie begleitende Medizinstudentin untersuchten das Mädchen und wie in anderen verzwickten und spannenden Fällen fragte sie Markus nach seiner Meinung.
Und hier wird der göttliche Zeitplan sichtbar.
Markus hörte sich die Krankengeschichte an, untersuchte sie ausgiebig osteopathisch und bat noch zusätzlich um ein Röntgen-Bild des Rückens.
Er behandelte das Mädchen noch am selben Tag und an den darauffolgenden zwei Tagen. Schon am Tag nach der ersten Behandlung kam das Mädchen strahlend, auf einen Besenstiel gestützt, zu Fuß in die Klinik. Nach insgesamt 3 osteopathischen Behandlungen und einer Physiotherapieeinheit konnte sie mit Krücken unseres Orthopädiemechanikers nach Hause gehen. Sie wird in ca. 6 Wochen zu einem Kontrolltermin wiederkommen und die bis dahin hoffentlich überflüssig gewordenen Krücken zurückbringen. Und wieder stehe ich mit offenem Mund staunend da und bewundere meinen Ehemann.

Foto: Daniel Müller

Aber zum Schluss lassen wir noch Markus selbst zu Wort kommen, so dass er uns erzählen kann, welche Behandlung er vollzogen hat:

Schon bei der Anamnese zeichnete sich ab, dass die zeitliche Angabe des ursprünglichen Traumas eigentlich nicht zum Zustand des Mädchens passte. Von Behandlung zu Behandlung und mehr Vertrauenszugewinn in mich, öffnete sich die Familie und gab letztlich unterschiedliche Angaben an, irgendetwas zwischen 1,5 Monaten und vielen Monaten mehr … hier in Peru ist das nicht so wichtig. Nun bleibt anfangs die Frage: was und wo ist das Problem, was und wo ist das Sprachrohr? Durch die anfangs sehr hohe Schutzspannung und persönliche Protektion, das kaum aktiv und passiv bewegen können, erschwerte die körperliche Untersuchung vorerst erheblich. Klar von Anfang an war: Skoliose (lumbal/thorakal), extreme Beinlängendifferenz > 3cm (anatomisch und deswegen Skoliose im Sinne einer Kompensation? Torsion?). Innerhalb der ersten Behandlung konnte ich lediglich diverse zugehörige Schmerzpunkte behandeln, danach unter Gewichtsabnahme des Körpers erste Gehversuche starten. Die 2. Behandlung ein Mix aus muskulären und fascialen Techniken, sowie intensiv viszeral, sprich Bauchraum/Organe und Teile der craniellen Osteopathie, woraufhin sich eine weitere deutliche Veränderung einstellte und alleinige Gehversuche mit Gehstützen möglich waren. Der deutlichste Erfolg tat sich innerhalb der 3. Behandlung auf, die geprägt von 3 Manipulationen des Sakrums (Kreuzbeines) und fortlaufend LWS und BWS waren. Erneute Behandlung craniell / HWS und des Bauchraumes. Nach dieser Behandlung stand sie selbstständig und OHNE Schmerzen von der Behandlungsliege auf und lief frei im Raum. Die Eltern weinten und ich dankte überglücklich Gott und meinem Ausbildungschef. Die Mischung aus ärztlicher körperlich-medizinischer Anamnese und Untersuchung, geschickt verabreichte Medikation, die therapeutischen Techniken und Gebete für das Heil dieses gezeichneten Mädchens konnten einer ganzen Familie Hoffnung geben, wer weiß, vielleicht sogar ein Zeichen in der dörfischen Gemeinschaft setzen:
Gott ist größer als alles andere!