Wir befinden uns immer noch im nationalen Notstand mit Ausgangssperre (vorerst bis einschließlich 12. April). Der peruanische Präsident hat am 3. April erlassen, dass man nur noch getrennt nach Geschlecht das Haus verlassen darf. Montag, Mittwoch, Freitag die Männer; Dienstag, Donnerstag und Samstag die Frauen. Sonntag gilt eine komplette Ausgangssperre. Da Markus jeden Tag arbeitet, schränkt mich das schon sehr ein. Gestern habe ich deshalb unseren lieben Nachbarn gebeten, mir die Kopien abzuholen, welche ich für den Unterricht zuhause benötigte. Auch eine Erledigung an der Bank hat er für uns vorgenommen. Außerdem darf man nur noch mit Mundschutz das Haus verlassen.

Maskenpflicht in Peru

Die Läden schließen nun alle um 13 Uhr (üblich war zuvor bis 21/22 Uhr, einschließlich am Sonntag) – ebenso die Banken.

Diese Ausgangssperre wird streng von Polizei und (in größeren Städten) vom Militär überwacht. Gestern hab ich nur zur Haustüre hinausgesehen, da wurde mir sehr deutlich gemacht, dass ich dies zu unterlassen hätte. 

Die Straßen werden mit Chlor desinfiziert.

Schon jetzt ist klar, dass die Schulen bis mindestens bis zum 4. Mai geschlossen bleiben. Also mindestens 2 Monate Schulausfall (in diesem Zeitraum befinden sich keine Ferien). Wie es danach weiter geht, werden wir sehen. Wir lernen nun zuhause noch strukturierter und haben uns sogar einen eigenen Stundenplan erstellt.

Die Not der Bevölkerung wächst. Viele haben überhaupt kein Geld mehr. Vom Staat gibt es für die Ärmsten 380 Soles (ca. 100 Euro) pro zwei Wochen. Allerdings gibt es weit mehr Bedürftige als die, die diesen Bonus zugesprochen bekommen. Die Warteschlange an der einzigen Bank, die diese Unterstützung auszahlt, ist unglaublich lang. Ich habe mit einer Frau gesprochen die 3 Tage anstand und nun endlich Essen kaufen konnte.

Lange Warteschlangen vor der Bank

Schockiert war ich nach dem Telefon-Gespräch, das ich heute mit meiner Freundin, die auch als Missionarin in Peru lebt, hatte: Sie traut sich gar nicht vor die Tür. Die meisten der Quechua-Indianer denken, dass die Ausländer den „tödlichen Virus“ bringen. (Gut, dass wir hier in Curahuasi keine Anfeindungen erleben.) Weiter erzählte sie mir, dass es bei ihnen in der nächsten Stadt einen Fall von Corona gab. (Die Person hat sich per LKW aus Lima herausgeschmuggelt, die Schwester ist infiziert.) Die Dorfbewohner wollten diese Person anzünden, um den Virus wirklich abzutöten. Ein weiteres Dorf habe zusammen beschlossen die einzige Brücke, die ins Dorf führt, abzubrennen. Sie wollen verhindern, dass Fremde den Virus ins Dorf bringen. Hoffen wir, dass dieses Dorf keine ärztliche Hilfe benötigt.

In der Klinik hat Markus mehr zu tun als je zuvor. Um in das Krankenhaus zu gelangen, braucht er einen Passagierschein, der alle 48 Stunden erneuert werden muss. Jeden Tag gibt es Neuerungen und diese müssen in der täglichen Krisensitzung besprochen werden. Immer wieder stellt sich auch heraus, dass peruanische Mitarbeiter einfach ganz anders denken, als wir Deutschen, auch diese Kulturbarriere gilt es geschickt zu überwinden. Die Ärzte erhielten gezielte Schulungen, ebenso planen und vollziehen sie mehrtägige Schulungen für das Pflegepersonal. 

Ärzte werden geschult. (Fotos: Thomas Tielmann)

Markus überlegt und plant mit einem Gremium die Schulungen, überlegt zusammen mit dem Koch wie man Ärzte und Pflegepersonal in ihren 8-Stunden-Schichten Essen zukommen lassen kann, ohne dass diese sich total entkleiden müssen (es gilt Schutzkleidung zu sparen). Im Krankenhaus werden Schleusen eingebaut. Es werden die verschiedenen Vorgehensweisen in den unterschiedlichsten Szenarien besprochen (z.B.: Wie kommt eine infizierte Person in die Isolierstation? Wo kleidet sich das Pflegepersonal an und aus? Auf welchem Weg verlässt ein infizierter verstorbener Patient die Klinik ohne alles zu infizieren? usw…) … um nur einige Dinge zu erwähnen, die im Vorfeld organisiert werden müssen.

Markus präsentiert den Vollschutz für die Isolierstation.

Da derzeit keine Überschuhe für die Isoliertstation zur Verfügung stehen, müssen wir diese selbst herstellen. Wir benötigen vorerst 2000 Stück. In Heimarbeit sind einige Missionarsfamilien damit zuhause beschäftigt. So bin auch ich fleißig am Nähen.

Wir nähen Überschuhe für die Isolierstation.

Emil und Anton geht es weiter sehr gut. Wir sind begeistert über ihren Ideenreichtum. Ob sie versuchen auf unseren Schafen zu reiten, Lego bauen, sich in Ninja-Kämpfer verwandeln, Schwerter bauen, Schanzen für ihr Fahrrad bauen … die Ideen gehen ihnen nicht aus. Dafür sind wir Gott sehr dankbar.

Kategorien: ArbeitFamilie